Klingt kitschig? Ist es auch. Aber manchmal geschehen kitschige Dinge und lassen Großartiges entstehen.
Geheiratet haben wir im Juli 2016. Andere Paare würden sich dann auf den Weg in romantische Flitterwochen irgendwo weit weg machen. Wir jedoch haben uns auf den Weg in ein neues Arbeitsleben gemacht. Statt Flitterwochen, haben wir unseren ersten gemeinsamen Fahrradladen renoviert, aufgebaut, eingerichtet und Anfang August 2016 eröffnet.
Einige von euch kennen vielleicht noch die 16qm² gleich an der Kreuzung „zwischen dem Hielscher und der Eisdiele“. Regelmäßig begegnen uns überraschte und verwunderte Fragen, wie wir das denn so als Paar aushalten, den ganzen Tag zusammen.
Unsere Antwort? Mit Respekt und mit vielen Diskussionen. Denn so können nicht nur die besten Kompromisse, sondern oftmals auch die besten Synthesen aus verschiedenen Ideen gefunden werden. Und vor allem: Eine gemeinsame Leidenschaft. Und genau auf diese legen wir nun endlich unseren vollen Fokus. #intothewild – mehr dazu hier.
Jetzt erst noch etwas über unsere Geschichte.
Also gesagt, getan, drei Wochen nach unserer Hochzeit, haben wir am 05.08.2016 unseren eigenen Fahrradladen in Bonn Pützchen eröffnet. Auf 16qm² haben wir das volle Sortiment angeboten. Eine handverlesene Auswahl (ja, die Bezeichnung klingt abgedroschen, aber bei so wenig Platz stimmt es tatsächlich) an Zubehör, Fahrräder nach individueller Beratung und Bestellung und Reparaturen jedweder Art. Ein halbes Jahr später kam dann auch unser eigens entwickeltes Bikefittinggerät hinzu, dass wir so kompakt gestaltet haben, dass wir es hochkant an einer Wand lehnend lagern konnten.
Und hier sind wir nun – immer noch nicht riesen groß, aber mit 100qm² immerhin fünf Mal größer als am Anfang. Im Januar 2019 haben wir diese Räume am Adelheidisplatz 8 in Bonn Pützchen bezogen. Räume in einem Altbau des frühen 20. Jahrhunderts. Räume, in denen früher Mal eine Drogerie, ein Reisebüro und in den 70er Jahren sogar schon Mal ein anderer Fahrradladen gewesen sind. Funfact: dieser war sogar noch beim Bauordnungsamt eingetragen.
Endlich hatten wir Platz, um unseren Ideen Raum zu geben. Den Cafébereich in den Innenraum holen, einen ganzen Raum für Neuräder, einen für Helme und Bekleidung und eine separate große Werkstatt
– und dann kam die Coronakrise mit ihren Beschränkungen und Herausforderungen.
Es ist in aller Munde, die Coronakrise hat der Fahrradindustrie zunächst einen völlig unerwarteten und gigantischen Wachstumsschub verpasst. Wie sich jetzt, zwei Jahre später jedoch zeigt, ist eine relativ kleine Industrie wie diese, mit einem solchen Schub recht stark überfordert. Was 2020 noch Euphorie hervorbrachte, führte in 2021 zu dramatischen Lieferengpässen, in 2022 zu massenhaften Vorbestellungen und Rückständen und lässt für 2023 eine gewisse Überproduktion befürchten. Zerrissen zwischen Wachstumsangst und Größenwahn, müssen sich Hersteller und Händler in den nächsten Jahren sicherlich neu verorten.
Was auf der einen Seite Angst machen kann, kann auf der anderen Seite aber auch Mut zu längst überfälligen Veränderungen hervorbringen.Was soll ich sagen? Unsere Leidenschaft brennt für einen Sport, der regelmäßig Mut für den nächsten Sprung braucht. Also ist es wohl an der Zeit für eine Veränderung.
#INTOTHEWILD